Max Baur
Max Baur, geboren 1898 in Günzburg an der Donau, ist
ein Wegbereiter in der Fotografie des 20. Jahrhunderts.
Vor dem I. Weltkrieg absolviert er seine Lehre als Buch-
händler. In den 1920er Jahren verdient er seinen Lebens-
unterhalt mit Jobs. Seine erste Werkstatt gründet er 1928
in Wernigerode. Dort übernimmt er das Porträt-Atelier von
Adalbert Defner. Die Landschaft des Harz inspiriert ihn zu
einer staunenden Haltung. Viele dieser frühen Arbeiten zei-
gen Landschaft nicht mehr nur als romantische Stimmung
der Seele. Max Baur betrachtet und untersucht vielmehr ihre
Formen auch 'objektiv'. Wenig später entdeckt er seine Passion
für die Architektur. Wahre Ikonen im 'Geist des Bauhaus’ ent-
stehen in dieser Zeit. Im Jahr 1928 eröffnet der Autodidakt,
der das 'Bauhaus' im Blut hat, einen florierenden Postkarten-
verlag.
Im Jahr 1933 lernt Max Baur den Schriftsteller Hermann
Hesse kennen. Dessen Form der Prosa hat es ihm angetan -
und jenem: Baurs Poetik luzider Form. Aus den beiden Ästhe-
ten werden Freunde. Die Suche nach absoluter Reinheit in der
Form eint. Zum Licht drängt Baur fortan: "Licht ist für uns Licht-
bildner alles." Er nimmt diese Berufung wörtlich. Im Folgejahr
1934 erwirbt der Fotograf seinen Meistertitel und wird Mitglied
der renommierten Gesellschaft Deutscher Lichtbildner. Ein Be-
such in Sanssouci wird zur Erweckung. Im selben Jahr verlegt Baur
sein Atelier nach Potsdam, wo ihm mit Aufnahmen von dem Park
auf Anhieb 'sorglose' Elegien gelingen. Bald folgen kühne Archi-
tekturen.
Privat zieht Max Baur nach Potsdam, wo 1937 sein erster
Fotoband erscheint. Im Jahr 1944 desertiert er nach Süd-
deutschland. Zurück in Potsdam, verläßt er die Stadt mit
seiner Familie 1953 abermals, und läßt sich in Aschau im
Chiemgau nieder. Dort eröffnet er sein Atelier für Fotografie.
Max Baur stirbt 1988 in München. Seine zahlreichen Mappen-
werke über Potsdam, deutsche Städte, Landschaften, Kirchen
weisen ihn als vollendeten Meister in seinem Metier aus. Das
Medium der Postkarte nutzte er dabei geschickt als Werbe-
träger und trug so seine Botschaft massenhaft in alle Welt.
Heute gilt er als einer der großen Fotografen des 20. Jahr-
hunderts. Keiner verband höchste Eleganz so sehr mit der
Moderne.
Der Naturstudie galt zeitlebens seine Leidenschaft. Max Baur
ist vor allem durch seine Pflanzen- und Landschaftsstudien ei-
ner der großen Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er selbst be-
zeichnete sich lieber als ,Lichtbildner'. Denn Licht war für ihn
das gestalterische Mittel in der Fotografie. Zum ersten Sujet
geriet ihm die Architektur, in der er das ideale Außenlabor seiner
Lichtstudien fand. Potsdam hatte es ihm angetan und das Schloss
Sanssouci, wo er viel Zeit verbrachte und die Umgebung unerreicht
verwunschen fotografierte. Er nahm sich dabei stets genug Zeit, um
das Motiv bei idealer Lichtführung perfekt in Szene zu setzen. Diese
Liebe zum Detail und die Freude an fließenden Formen findet sich in
seinen Fotografien wieder. Seine Werke wirken stoisch und für ein
letztes Mal kontemplativ. Sie sind modern und dabei so romantisch.
Max Baur hatte wie wohl kaum ein anderer den neusachlichen Blick
im Blut. Er gilt als der Erfinder der Sachaufnahme – und liebte die
Blumen.
In seinem Schaffen ist Max Baur stark durch die Avantgarde und
teils durch das Bauhaus beeinflußt. Mit seiner Fotografie, son-
ders den Auftragswerken für Werbung und Industrie, etabliert er
eine radikal neue Sichtweise - immer in schlichter Eleganz und
mit einer Begabung für die Schönheit purer Formen. In seinen
Architektur- und Industriebildern nimmt er die formalen Aus-
drucksmittel heutiger Bildsprachen voraus. Als Landschaftsfoto-
graf ist Max Baur bis heute wenigen bekannt - das ist umso er-
staunlicher, da seine Bilder in ihrer Kraft an die großen Namen der
amerikanischen Landschaftsfotografie heranreichen. Seine Still-
leben prägen bis heute die Sachfotografie: neusachliche Form-
studien von Alltagsobjekten in kühler Stilisierung und seltener
Eleganz – und immer fokussiert in der Lichtführung und Perspek-
tive.
Kleinschmidt Fine Photographs zeigte zum Auftakt 'Studien mit
der Kamera' – die erste von vier One-Man-Shows mit rarer Vintage
Qualität. Darin eine Auswahl seiner schönsten Veduten. Jene 23
Miniaturen schenkte er Weihnachten 1948 seinem damals jüngsten
Lehrling. Die zweite One-Man-Show trägt den Titel 'Lichtbild als
Landschaft'. Diese zeigt den Prozeß einer Umwandlung: aus Licht
wird Form; aus Form wird Land. Die mit 24 Originalen kuratierte
Ausstellung wurde 2017 gezeigt. Die dritte Ausstellung flanierte Im
Jahr 2019 sorglos im Park von Sanssoucie - Fotografie als elegische
Form. Die vierte One-Man-Show mit 'Etüden der Form' ortet Max
Baur und dessen Gabe der Stilisierung auf dem Höhepunkt seiner
Epoche.
Klaus Kleinschmidt
Studien mit der Kamera
Wolken über See (1948)
Gelatine Silber Print | SW Kontakt-Abzug
Vintage [Original] | Format 10,3 x 12,6 cm (Blatt)
Recto Vermerk rechts unten mit Pinxit:
Bleistift-Signatur von Hand MAX BAUR
Werk mit Montage + Passepartout + Rahmen
Provenienz Privatbesitz | Auktion | Galerie
Preis auf Anfrage = P. O. R.[R]